Letztes Wochenende war ich mit meiner Schwester in Manchester. Sie hat dort für ihr Fotostudio einen Kurs im Fotografieren von Neugeborenen besucht. Und ich bin als Verstärkung mit gegangen.
Wir sind am Freitag Abend mit Easyjet ab Basel geflogen. Der Flug von 90 Minuten war problemlos. In Manchester gelandet, mussten wir vom Gate bis zur Passkontrolle gute 10 Minuten laufen. Die Korridore wollten beinahe kein Ende nehmen. Bei der Passkontrolle wollte ich dann möglichst schnell hindurch kommen und hab vor lauter Herrje der Beamten meine ID über den Tresen hinweg in den Schoss geworfen.
Nach einer kurzen Orientierung ausserhalb des Flughafens, haben wir zielstrebig den Bahnhof angesteuert. Unser Hotel war nur eine Station vom Flughafen entfernt in Heald Green. Am Ticketautomaten stellte sich dann die Frage, welche Linie das nun ist. Meine Schwester fand dann irgendwo einen Streckenplan und so konnten wir uns problemlos und spottbillig für je £1.80 unser Ticket lösen.
Auf dem Perron stellte sich dann die nächste Frage: wo bitte schön fährt unser Zug? Die haben da zwar auch so Anzeigetafeln, aber wenn man nicht ortskundig ist, hat man keine Ahnung, ob der Zug dann auch an der gewünschten Station hält. Wir sind dann auf jedes Perron (Gottseidank waren es nur 4) und haben geschaut, wo der Zug überall hält. Beim vierten waren wir richtig und stellten fest, es dauert noch 30 Minuten bis der nächste (und für diesen Tag auch der letzte) Zug fährt. Schwein gehabt. Da es schon auf die 23 Uhr zu ging, versuchten wir, das Hotel über unsere späte Ankunft zu informieren. Leider hat aber niemand abgenommen. Somit liefen wir Gefahr, vor verschlossenen Türen zu stehen.
Um kurz nach 23 Uhr kam dann unser Zug und brachte uns schnell und bequem nach Heald Green. Das Hotel befindet sich dort keine 5 Minuten vom Bahnhof entfernt. Unsere Sorgen bezüglich verschlossener Türen waren jedoch unbegründet. Der Nachtportier sah uns offenbar kommen und noch bevor ich die Hand an der Tür hatte, hörte ich ein Klicken und die Tür war entriegelt. Keine 15 Minuten später waren wir im Zimmer, Zähne geputzt und hatten die Lichter gelöscht. Unser Zimmer hat übrigens für zwei Nächte, ohne Frühstück nur £78 gekostet.
Am Samstag Morgen wurden wir vom Telefon geweckt. Mein Schwager wollte wissen, ob wir gut angekommen sind. Allerdings war bei uns durch die Zeitverschiebung (-1 Stunde) erst kurz vor 7 Uhr. War aber nicht weiter schlimm, um 7.15 hätte der Wecker sowieso geklingelt.
Wir machten uns parat, meine Schwester musste um 8.20 auf den Zug um eine Station weiter an ihren Kurs zu gehen. Wir hatten das Zimmer ohne Frühstück gebucht, daher besorgten wir uns in einem nahe gelegenen Shop was zu trinken, einen Apfel und ein Knusperjoghurt.
Das Zugticket konnten wir am Bahnhof am Schalter lösen. Mein Ticket kostete für in die Stadt und zurück gerade mal £3.70! Meine Schwester stieg also an der nächsten Haltestelle aus und ich fuhr alleine weiter in die Stadt.
In Manchester Picadilly bin ich dann mal ziemlich planlos drauf los gegangen und hab geschaut, wo es mich hinbringt. Als ich in Picadilly Gardens ankam, fragte ich nach dem Tourist office, von dem ich wusste, es musste da sein. Nur leider öffnete das erst in einer halben Stunde. Nebenan war ein Büro von den Verkehrsbetrieben, also fragte ich da nach einem Stadtplan und hab einen gekriegt.
Die Läden waren aber immer noch alle zu, die machten erst um 9.30 Uhr auf. Ausser Primark, der hatte schon offen. Also bin ich da rein und kam fast nicht mehr raus. Einige von euch mögen Primark ja kennen, aber ich war das erste Mal da drin. Die haben da echt cool Klamotten und Accessoires und zu Preisen... Nach gut 45 Minuten kam ich mit einer grossen Einkaufstasche wieder raus und hatte nur um die £50 ausgegeben. Blöd nur, wie soll ich gemütlich eine Stadt erkunden, wenn ich schon am Morgen früh eine so grosse Tasche dabei habe?
Gleich neben Primark befindet sich das Arndale Center. Das ist ein Shopping Center mit über 240 Geschäften und Restaurants.
Dort hab ich dann die nächsten 1.5 Stunden verbracht. Allerdings hab ich kaum was gekauft, nur ein Spielzeug für Tao. Als ich rauskam auf den Exchange Square (gleich hinter dem Arndale Center) musste ich mich mal setzen und ausruhen. Von hier aus hatte man eine tolle Aussicht auf diese paar Fachwerkhäuser. In mitten all der modernen Hochhäuser stehen da eine gute Handvoll dieser wunderschönen Gebäude. Die meisten davon sind Pubs oder Hotels. Je später der Tag wurde, um so mehr Leute hatte es hier.
Hinter diesen Fachwerkhäusern steht die Kathedrale von Manchester. Auch sie geht beinahe ein bisschen unter nebst all den neuen und hohen Häusern drum herum. Als ich reinwollte, fand drinnen gerade ein Konzert mit Trompete und Piano statt. Hab mich dann ein paar Minuten reingesetzt und gelauscht. Die beiden Frauen spielten echt fantastisch.
Ich bin dann aber wieder gegangen und wollte nach dem Konzert nochmal zurückkommen, um die Kathedrale auch von innen noch genauer anschauen zu können. Also bin ich mit dem Zug wieder zurück ins Hotel, hab meine Tasche abgeladen und bin mit dem gleichen Ticket wieder zurück in die Stadt. Ich nehme nicht an, dass das legal war, aber ich weiss nicht wie die hätten feststellen können, ob ich das Ticket schon mal gebraucht hatte. Man muss die Tickets weder stempeln noch irgendwo scannen oder sonst was. Der Kondikteur wollte nur wissen, ob ich ein Ticket habe. Ich bezweifle, dass der gesehen hat, ob es überhaupt gültig ist resp. ob ich damit schon gefahren bin.
Nachdem ich also wieder in der Stadt war, ging ich zurück zur Kathedrale und schaute sie mir von innen an. Die ist echt speziell. Am besten gefielen mir die Decken aus Holz. Nur noch schöner war der Chor.
Der befand sich im Herzen der Kathedrale, wie ein kleiner separater Raum. Und diese Schnitzereien waren einfach fantastisch.
Danach bin ich noch ein bisschen durch die Stadt geschlendert, aber ich fand nichts mehr, was ich noch hätte anschauen wollen. Geshoppt hatte ich eigentlich für einen Tag auch genug. Also setzte ich mich am Exchange Square wieder hin und guckte den Leuten in den Pubs zu. Eigentlich hätte ich auch grosse Lust auf ein Bier gehabt, aber so alleine ist das einfach nicht so prickelnd.
Gleich neben mir sassen drei Engländer, alle mit einem Bier in der Hand. Nach ungefähr 10 Minuten hat mich einer von denen angesprochen und nach ein bisschen Smalltalk wurde ich auf ein Bier eingeladen. Wir haben dort noch ca. eine Stunde zusammen gesessen und geplaudert. Reese (derjenige der mich angesprochen hat) war ein total anständiger Typ. Der hat mir im Verlauf des Abends seine halbe Lebensgeschichte erzählt. Seine beiden Kumpels, Alex und Paul, waren weniger gesprächig oder schienen an einer Bekanntschaft mit mir einfach nicht so sehr interessiert.
Vom Exchange Square sind wir dann in ein Pub ("Moon under Water") weitergezogen und haben dort noch mal ne Runde Bier getrunken, dieses Mal auf meine Rechnung. Das war den Jungs erst gar nicht recht. Aber ich habe drauf bestanden. Langsam aber sicher hatte ich auch Hunger und ich hatte auch keine Lust, dass mir das Bier zu schnell in den Kopf steigt. Also wollte ich ein paar Pommes bestellen. Das hat dann gleich Reese übernommen und sie auch bezahlt. Im nächsten Pub ("Walkabout") wurde dann wieder eine Runde Bier bestellt, die haben wieder die Jungs bezahlt. Ich bin dann aber auf Wasser ausgewichen, weil ich das Bier dann doch langsam gespürt habe. Mit Reese konnte ich echt gut quatschen, obwohl sein Manchester-Dialekt nicht immer einfach zu verstehen war. Er hat mir auch immer wieder versichert, dass ich problemlos sofort gehen könne, sollte ich mich nicht mehr wohl fühlen mit den Jungs. Ich solle es einfach nur sagen. Er hat sich auch ständig für seine zwei Freunde entschuldigt, die zwischendurch ein paar obszöne Sprüche fallen liessen (die allerdings nicht auf meine Rechnung gingen).
Als sie dann mit dem Taxi irgendwohin an eine Party wollten, habe ich mich dazu entschieden, die Jungs zu verlassen. Ich sagte Reese, mir wäre nicht wohl dabei, mit ihnen irgendwo hin zu fahren, wo ich mich nicht auskenne und den Rückweg wohl nicht mehr finden würde. Er hat es zwar schade gefunden, fand es aber ok. Er hat mir sogar noch das Taxi an den Bahnhof bezahlt.
Ich muss ehrlich sagen, ich hab sowas ja noch nie gemacht. In einem fremden Land einfach mal mit Leuten mitzugehen, die man gerade erst kennengelernt hat. Vorallem nicht als Frau alleine mit Männern. Aber dieser Reese hat mich echt erstaunt, mir ist noch selten ein so anständiger Mensch begegnet. Sowieso empfand ich die Leute in Manchester als extrem hilfsbereit und aufgeschlossen. Es war absolut kein Problem, mit irgendwem ins Gespräch zu kommen. Man hatte richtig das Gefühl, die warten drauf. Eine tolle Erfahrung.
Auf jeden Fall bin ich heil nach Hause gekommen. Meine Schwester wartete schon auf mich. Die hatte ja keine Ahnung wo ich war. Mit meinem Prepaid-Handy hatte ich es tunlichst vermieden, sie anzurufen oder ihr ohne Wi-Fi eine Nachricht zu schicken.
Am Sonntag Morgen sind wir dann nach dem Auschecken wieder in die Stadt gefahren, diesmal zusammen. In Manchester haben die Läden auch am Sonntag offen (12-18 Uhr). Leide waren wir bereits um 9 Uhr da ergo hatte noch alles geschlossen. Wir sind dann noch ein bisschen durch die Stadt spaziert. Vor dem Arndale Center haben wir noch einem Strassenmusikanten zugehört. Von denen gibts einige. Was mich aber am meisten gewundert hat war, wie spendierfreudig die Passanten waren. Bei uns wartet ein Musikant ja ewig, bis ihm einer was in die Mütze schmeisst. Und dann ist es meistens nur Kleingeld. In Manchester wirft ca. alle 20 Sekunden einer was in den Hut und zum Teil nicht gerade wenig. Meistens kriegen die ein paar Pfund, sprich mehrere Franken.
Auch der Entfesslungskünstler, dem ich am Samstag zu geschaut hatte, konnte sich am Schluss seiner Performance kaum vor all den Leuten retten, die im was in die Tasche geben wollten. Einfach fantastisch.
Wir haben dann im Primark, Arndale Center und dem Hard Rock Cafe noch ein bisschen geshoppt und um kurz nach 2 sind wir zurück ins Hotel, um die Koffern zu packen. Natürlich hatten wir dann gerade noch den Zug zum Flughafen verpasst und der nächste kam erst in 45 Minuten. Also haben wir uns ein Taxi bestellen lassen und wurden zum Flughafen gefahren. Eigentlich hatten wir ja keinen Stress, aber wir hatten auch keinen Bock, solange am Bahnhof zu warten.
Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen hats dann bei meiner Schwester gepiepst (bei der ist ja jedes Mal was *grins*) und mein Koffer wurde durchsucht. Ich hatte für meinen Mann für die Fasnacht einen Flachmann gekauft, der natürlich mehr als 100ml Fassungsvermögen hatte. Auf dem Scan war allerdings nicht ersichtlich, dass er leer war. Also musste ich ihn aus dem Koffer holen und zeigen, dass er tatsächlich leer war. Danach musste der Koffer nochmal durch den Scan, dann war alles paletti.
Mit unserem letzten Bargeld haben wir uns noch Abendessen gekauft und für die Kinder noch was aus dem Dutyfree.
Der Rest der Reise verlief dann störungsfrei und um kurz nach 22 Uhr war ich zu Hause.
Ich empfehle jedem, der ein Wochenende nur shoppen will, ohne noch gross Sightseeing zu machen: geht nach Manchester!! Es lohnt sich! Ich werde da auf jeden Fall noch mal hingehen.
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